Schon in meinem ersten Gespräch mit einer Grundschulleiterin über meine Idee, Videos mit Experimenten für den Sachunterricht anzubieten, tauchte der Gedanke auf: Großartig wäre es natürlich, wenn es zu diesen Videos auch passende Arbeitsblätter gäbe! Dann könnte man die Experimente viel besser in den Unterricht einbinden. Und so ist es jetzt auch gekommen: Durch die Arbeitsblätter wird aus dem Film eine ganze Unterrichtsstunde. Film auswählen, Arbeitsblatt runterladen (und kopieren…) — und schon kann ohne großen Aufwand eine spannende Stunde Sachunterricht starten.
Aber es gibt zu jedem Experiment nicht nur ein Arbeitsblatt, sondern gleich zwei: Eines trägt das Attribut „1./2. Klasse“, eines „3./4. Klasse“. In diesem Blog-Beitrag möchte ich erklären, was ich mir bei dieser Differenzierung gedacht habe.
Die Lineatur
Sogar mein Teenager-Sohn erinnerte sich sofort an seine Zeit als Schulanfänger zurück: „Da ist ja das Haus mit Dach und Keller!“ Für die Arbeitsblätter „1./2. Klasse“ habe ich die Schreibanfänger-Lineatur gewählt mit drei Bereichen und dem Schreiblernhaus in 1cm Höhe. Außerdem ist der mittlere Bereich etwas getönt und auch die Bereiche außerhalb des Schreibbereichs sind dunkler. Die Kinder sollen sich in den Schreibbereichen sofort zuhause fühlen. Die Hemmung, etwas aufzuschreiben, soll so gering wie möglich sein. Schon beim Einstieg in das Arbeitsblatt, sollen sie ihren Namen so eintragen können, wie sie es bestimmt an anderer Stelle bereits geübt haben.
Im Gegensatz dazu sind bei den Arbeitsblättern „3./4. Klasse“ die Schreibbereiche nur mit einer gestrichelten Linie gekennzeichnet. Auch hier beträgt der Abstand zwischen den Linien 1 cm. Auf eine weitere Differenzierung mit der in manchen Schulen eingesetzten Übergangslineatur mit zwei Linien habe ich verzichtet.
Das ist an zwei Stellen auf den Arbeitsblättern die Frage. Sowohl die Materialien, die wir für das Experiment brauchen, als auch die Beobachtung, was beim Experiment geschieht, können sowohl beschrieben als auch aufgemalt werden. Dafür stehen jeweils mit einem Stift gekennzeichnete Flächen zur Verfügung. Diese Wahlmöglichkeit gibt es sowohl bei den einfacheren als auch bei den anspruchsvolleren Arbeitsblättern. Grund dafür ist unter anderem auch meine eigene Erfahrung mit meinem Sohn: Er hasst malen! Wirklich. Die Zahl der Bilder aus seiner Grundschulzeit kann ich an zwei Händen abzählen. Er war immer eher der Bauer und Bastler, der Schreiber und Rechner als der Maler. Daher hätte er wohl schon in den ersten Schuljahren versucht, mit seinen ersten Schreibkenntnissen so viel wie möglich zu beschreiben, wenn er sich dafür das Zeichnen erspart hätte. Ähnlich ist es wohl bei vielen Kindern in die eine oder andere Richtung: ältere, die lieber zeichnen, jüngere, die schon gerne schreiben.
Ausserdem sind die Materialien und Abläufe bei den Experimenten so unterschiedlich, dass es ratsam erschien, jeweils beide Optionen anzubieten. Eine Büroklammer zum Beispiel werden die meisten lieber malen als das komplizierte Wort zu schreiben. Dass eine rot-grün-blaue Scheibe beim schnellen Drehen weiß aussieht, ist andererseits für manchen wohl leichter zu beschreiben als zu zeichnen.
Großes und kleines Durcheinander
Bei der Durchführung besteht die Aufgabe darin, die Arbeitsschritte in die richtige Reihenfolge zu bringen. In den Kreisen vor den Arbeitsschritten soll durch Zahlen vermerkt werden, was als erstes, zweites und drittes getan werden muss. Hier bin ich von meinen ersten Korrekturleserinnen ermahnt worden, die Kreise bloß nicht zu klein zu machen, weil bei den Kindern am Anfang die Zahlen doch gerne mal ein bisschen größer ausfallen. Ich hoffe, das ist gelungen…
Die Differenzierung besteht hier in der Anzahl der Arbeitsschritte, die zu ordnen sind. Bei „1./2. Klasse“ sind es jeweils drei Schritte, bei „3./4. Klasse“ immer fünf Arbeitsschritte, die in die richtige Reihenfolge gebracht werden wollen. Dass das ein beträchtlicher Unterschied ist, habe ich schon beim Schreiben gemerkt. Zum einen gibt es grundsätzlich bei drei Schritten nur sechs Möglichkeiten der Anordnung, bei fünf Arbeitsschritten sind es ganze 120 Möglichkeiten. Zum anderen muss man bei fünf Arbeitsschritten je nach Ablauf des Experiments schon wirklich Wort für Wort lesen (siehe das Bild oben aus „Kleben mit Wasser“), um die einzelnen Schritte richtig zu unterscheiden.
In den einfacheren Arbeitsblättern kann natürlich unter Umständen nicht jeder einzelne Handgriff in diesen drei Arbeitsschritten erwähnt werden. Hier geht es vor allem darum, die drei genannten Schritte richtig zu ordnen und den wesentlichen Ablauf abzubilden.
Was kommt in die Lücke?
Die letzte Differenzierung betrifft das Ergebnis. Es ist für die Kinder in meisten Fällen sehr schwierig in eigenen Worten zu formulieren, was nun wirklich der Grund dafür ist, dass sich im Experiment etwas als schwimmend, magnetisch oder leichter erweist. In den meisten Versuchsprotokollen starren uns unter dem Punkt „Ergebnis“ eine Vielzahl leerer Zeilen an. Dem wollte ich von Anfang an durch einen Lückentext begegnen. Die Motivation ist größer und die Kinder haben in kompakter aber verständlicher Sprache das Ergebnis noch einmal zusammengefasst. Die Differenzierung besteht hier darin, das bei „1./2. Klasse“ nur vier Worte einzusetzen sind und diese Worte vorgegeben sind, also letztlich nur der richtigen Lücke zugeordnet und dann abgeschrieben werden müssen. Dabei habe ich versucht, allzu lange und komplizierte Wörter zu vermeiden.
Bei „3./4. Klasse“ ist die Sache deutlich kniffliger: Hier sind es bis zu acht Lücken, die zu füllen sind, und die Wörter sind nicht vorgegeben. Dabei habe ich versucht, als Lücken eindeutige Wörter auszuwählen, wie „Wasser“, „Luft“ oder „schwerer“. In ganz seltenen Fällen müssen Lücken gefüllt werden, in die unterschiedliche Wörter passen würden, wie im abgebildeten Beispiel bei der letzten Lücke: Neben „läuft“ würde hier auch „spritzt“ oder „kommt“ funktionieren.
Ergänzt wird das Versuchsprotokoll ganz unten durch eine Zeile, in der die Kinder ankreuzen dürfen, wie Ihnen das Experiment gefallen. Die Kinder lieben die Emojis und freuen sich, wenn sie nach ihrer Meinung gefragt werden. Und für euch als Lehrkräfte ist es ja möglicherweise auch ganz interessant, einmal gespiegelt zu bekommen, mit welchem Gefühl die einzelnen Kinder am Ende des Experiments ankommen.
Und dann noch etwas Grundsätzliches: Immer wenn ich in diesem Text die Klassenzuordnung der beiden Niveaustufen erwähnt habe, habe ich dies in An- und Abführung getan und das hat seinen guten Grund. Die Bezeichnungen „1./2. Klasse“ und „3./4. Klasse“ dienen der Unterscheidung und eurer Orientierung. Aber ihr wisst selbst, wie unterschiedlich die Kinder in ihrer Entwicklung sind. Daher spricht überhaupt nichts dagegen, einem Kind in der 3. oder 4. Klasse das leichtere Arbeitsblatt zu geben. Und es kann auch durchaus sein, dass ein pfiffiges Kind aus der 2. Klasse mit dem schwereren Arbeitsblatt genau richtig gefordert wird. Ihr wisst am besten, welche Niveaustufe für welches Kind am besten ist und könnt flexibel vorgehen.
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